DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PSYCHOLOGISCHE SCHMERZTHERAPIE UND -FORSCHUNG E.V.

SCHMERZ BEI KINDERN

Schmerzen sind auch bei Kindern und Jugendlichen (im Folgenden: Kinder) ein häufiges Phänomen. Bereits jedes fünfte Kind berichtet, mindestens einmal die Woche Schmerzen zu haben. Am häufigsten berichten Kinder über Kopfschmerzen, gefolgt von Bauch- und Rückenschmerzen. Das bedeutet meist aber nicht, dass die Kinder deswegen sehr belastet sind. Viele Kinder wenden automatisch naturgegebene Schmerzbewältigungsstrategien an, z.B. indem sie sich ablenken oder eine kurze Ruhepause einlegen, wenn der Tag bislang sehr anstrengend war. Wenn die Kinder allerdings häufiger über Schmerzen berichten, sollte in jedem Fall ein Kinderarzt aufgesucht werden. Manchmal kann es sein, wie z.B. bei der kindlichen Migräne, dass die Behandlung neben anderen Maßnahmen wie z. B. der Veränderung von Lebensgewohnheiten auch aus einer medikamentösen Schmerztherapie besteht. Zum Glück kann der Kinderarzt eine organische Ursache aber in den meisten Fällen ausschließen. Das bedeutet dann allerdings nicht, dass sich Ihr Kind die Schmerzen einbildet oder simuliert, sondern lediglich, dass z.B. eine entzündliche Ursache nicht festgestellt werden konnte. Verspannungen im Nacken oder Rücken oder Verkrampfungen im Darm können nämlich ebenso starke Schmerzen verursachen. Bei vielen Schmerzen helfen Schmerzmittel deswegen nur wenig oder sogar gar nicht. Es ist also ratsam, Schmerzmedikamente wirklich nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt oder einem ärztlichen Schmerztherapeuten einzunehmen und aufgrund möglicher Nebenwirkungen die Einnahme nach Rücksprache mit dem Arzt auch wieder zu beenden, wenn der gewünschte Effekt nicht eingetreten ist.

In jedem Fall sollten sie die Schmerzen Ihres Kinds ernst nehmen. Bitte fragen Sie deswegen aber nicht ständig nach den Schmerzen, da dies Ihr Kind nur wieder an die Schmerzen erinnert und ihm nicht hilft. Ermuntern sie lieber stattdessen Ihr Kind, aktiv etwas zu unternehmen, was ihm normaler weise Spaß macht, um sich somit besser von den Schmerzen ablenken zu können. Ausruhen kann auch eine sinnvolle Maßnahme sein, z.B. wenn der Alltag bislang sehr stressig für Ihr Kind war, sollte aber nicht die Methode der Wahl sein, da vermehrte Schonung bei Schmerzen auf Dauer zu häufigeren und stärkeren Schmerzen führen kann.
Manchmal reichen diese Maßnahmen aber nicht aus. Ihr Kind berichtet immer häufiger über Schmerzen und die Belastung im Leben aufgrund der Schmerzen nimmt zu. Etwa 3-4% aller Kinder leiden an diesen so genannten chronischen Schmerzen. Für viele dieser Kinder wird das Leben dann zur Qual. Und weil die Kinder leiden, leiden auch die Eltern. Ein Teufelskreis. In der Regel gab es bereits viele medizinische Untersuchungen ohne fassbares Ergebnis und dazu mindestens genauso viele gut gemeinte Ratschläge von besorgten Freunden, Verwandten oder auch Lehrern, welche zusätzlich zur nervlichen Belastung von Kind und Eltern beitragen können.

Mein Kind hat chronische Schmerzen. Was nun?

Es besteht Handlungsbedarf. Kinder mit chronischen Schmerzen sind gefährdet, eine psychische Störung zu entwickeln. Vor allem Ängste, Schulprobleme und Depressionen können die Folge unzureichend behandelter chronischer Schmerzen sein. Umgekehrt gibt es aber auch viele Studien, die darauf verweisen, dass eine hohe emotionale Belastung oder familiäre Konflikte die Auftretenswahrscheinlichkeit von Schmerzen erhöhen. Auch eine vermehrte auf körperliche Beschwerden gerichtete Besorgnis der Eltern oder chronische Schmerzen bei einem Elternteil erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind chronische Schmerzen entwickelt.
Eine gute Schmerztherapie berücksichtigt somit alle diese Faktoren. Die Ratgeber, welche sie unter www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/nuetzliche-links-und-literatur/buchempfehlungen finden können, vermitteln erste Anhaltspunkte, wie Sie und Ihr Kind mit den Schmerzen richtig umgehen können. Führt eine Berücksichtigung der beschriebenen Maßnahmen zu keiner langfristigen Besserung, sollte eine auf Kinderschmerztherapie spezialisierte Einrichtung aufgesucht werden. 

Autor: Michael Dobe